Wenn Kinder zuhause sind und ich kreative Arbeitsphasen einlegen möchte, lerne ich ständig dazu. Es ist ein dynamisches Jonglieren zwischen klaren Plänen, flexiblen Abläufen und der Bereitschaft, improvisieren zu können. In diesem Text teile ich meine erprobten Strategien, kleinen Tricks und persönlichen Erfahrungen — nicht als Patentlösung, sondern als Einladung, das Passende für deine Situation herauszupicken und weiterzudenken.
Meine Grundeinstellung: Realistisch und freundlich
Bevor ich ins Detail gehe, ist mir eines wichtig: Ich erwarte keinen perfekt ungestörten Block mehr. Stattdessen konzentriere ich mich auf produktive Kurzphasen und darauf, kreativ zu bleiben, auch wenn Unterbrechungen dazugehören. Diese Haltung nimmt Druck weg und macht Raum für entspanntes Arbeiten.
Vorbereitung — was ich am Vorabend oder morgens mache
Eine gute Vorbereitung ist für mich die halbe Miete. Wenn ich weiß, was ich in einer kurzen Phase erreichen möchte, nutze ich die Zeit besser.
Rituale und visuelle Signale
Rituale helfen Kindern und mir, die Arbeitszeit zu erkennen und respektieren. Bei uns ist das ein sichtbares Signal: Die Kopfhörer auf dem Kopf, eine Lampe, die ich anmache, oder ein kleines Schild an der Tür. Ich erkläre kurz: "Wenn die Lampe an ist, arbeite ich. Du darfst mich bei dringenden Sachen wecken."
Ein weiteres Ritual: Ich beginne mit einem Mini-Check — 5 Minuten, um mein Ziel zu skizzieren. Das gibt Struktur und senkt die Hemmschwelle loszulegen.
Timeboxing: kurzes, fokussiertes Arbeiten
Ich arbeite oft in kurzen Timeboxes, die realistisch für den Haushalt sind. Häufig nutze ich 20–45 Minuten-Intervalle, je nach Alter der Kinder. Danach gibt es eine kurze Pause für sie und mich.
| Timebox | Dauer | Zweck |
|---|---|---|
| Kurz | 20 Minuten | Schnelle Kreativarbeit, Skizzen, Email-Antworten |
| Mittel | 30–45 Minuten | Tiefere Konzentration, Schreiben, Design |
| Lang | 60–90 Minuten | Mehrstufige Aufgaben, Prototypen, Fotoshootings (selten) |
Ich plane mehrere Timeboxes am Tag und verteile sie auf jene Momente, in denen die Kinder eher selbstständig sind (z. B. Frühstück nach dem Kindergarten, Nachmittag mit ruhigem Spiel). Wichtig ist, die Zeit realistisch zu bewerben — also nicht versprechen, dass ich drei Stunden am Stück arbeite, wenn das nicht klappt.
Den Raum gestalten — für mich und die Kinder
Ich habe gelernt, räumlich klare Zonen zu schaffen: einen kleinen "Arbeitsplatz" mit allem Wichtigen und eine eigene Spielzone in Sichtweite. Das gibt Sicherheit.
Technik und Tools, die mir helfen
Technik kann sowohl Segen als auch Falle sein. Ich nutze Tools bewusst:
Mit Unterbrechungen umgehen
Unterbrechungen sind normal. Ich habe für mich drei Arten definiert und verschiedene Reaktionen:
Wenn ich oft unterbrochen werde, stelle ich mir den Timer auf 10 Minuten und sage: "Ich werde dich dann abholen." Das reduziert Wiederholungsfragen.
Die Kinder einbeziehen — Co-Kreativität
Manchmal mache ich die Kinder zu meinen Co-Kreateuren. Besonders beim Basteln, Fotografieren oder beim Brainstorming für eine Geschichte. Das hat mehrere Vorteile: Sie sind beschäftigt, fühlen sich wichtig und ich bekomme unerwartete Impulse.
Flexible Tagesplanung
Ich plane den Tag grob, aber halte mir Freiräume. Manche Tage sind produktiv, andere reine Schadensbegrenzung — und das ist okay. Wenn möglich, nutze ich frühe Morgenstunden oder abends für längere kreative Phasen. Wenn das nicht geht, sind mehrere kleine, sehr fokussierte Blöcke mein Mittel der Wahl.
Persönliche Beispiele aus meinem Alltag
Ein konkretes Beispiel: An einem sonnigen Vormittag bereitete ich alles vor — Bastelmaterial für die Kinder, ein Hörbuch und mein Notizbuch. Ich arbeitete 30 Minuten an einem Text, dann nahm ich mir 15 Minuten für die Kinder. Diese Abfolge wiederholte ich viermal. So wurde aus einem fragmentierten Tag am Ende ein fertiger Artikel und glückliche Kinder.
An einem anderen Tag, als ein Projekt besonders viel Konzentration verlangte, arrangierte ich eine "Ressourcen-Allianz" mit einer Spielgefährtin: Die Kinder spielten zusammen bei einer Freundin, und ich hatte 90 Minuten Ruhe. Solche Absprachen sind Gold wert, allerdings nicht immer realisierbar.
Grenzen setzen — für mich und andere
Ich kommuniziere klar mit meinem Partner, Familienmitgliedern oder Mitbewohnern: Wann ich ungestört arbeiten muss und wann ich Unterstützung brauche. Klare Absprachen reduzieren Schuldgefühle und Missverständnisse.
Genauso wichtig ist, mir selbst Grenzen zu setzen: Feierabend machen, wenn ich erschöpft bin, und kreative Pausen wirklich genießen, statt sie mit schlechten Gewissen zu füllen.
Wenn du magst, probiere eine der Strategien diese Woche aus: ein sichtbares Signal, eine Timebox oder ein kleines Co-Kreativ-Projekt mit den Kindern. Beobachte, was funktioniert, und passe es an. Kreativität mit Kindern zuhause bedeutet oft, die Balance zwischen Flexibilität und Struktur zu finden — und mit jedem Versuch wird es ein wenig leichter.