Wenn ich eine neue App ausprobiere, ist Neugier mein Antrieb — aber Vorsicht mein Begleiter. In diesem Beitrag teile ich meine persönliche Checkliste und Vorgehensweise, damit ich neue Apps testen kann, ohne unnötig Daten zu riskieren. Ich spreche aus Erfahrung: ein paar schlechte Entscheidungen haben mir früher peinliche Push-Benachrichtigungen, Endlossynchronisationen oder ungewollte Kontoverknüpfungen eingebracht. Heute teste ich systematischer und ruhiger.

Warum ein sicherer Test wichtig ist

Neue Apps können tolle Dinge bieten — aber sie können auch mehr Zugriffsrechte verlangen, als notwendig ist, Daten an Drittanbieter senden oder im schlimmsten Fall schädlichen Code enthalten. Meine Devise: Bevor eine App dauerhaft Einzug in meinen Alltag hält, muss sie zeigen, dass sie respektvoll mit meinen Daten umgeht. Das schützt meine Privatsphäre und spart später Zeit beim Aufräumen.

Vorbereitung: Informationen sammeln

Bevor ich überhaupt installiere, recherchiere ich:

  • Wer ist der Entwickler? Ein bekanntes Studio oder ein einzelner Entwickler mit kaum Historie?
  • Wie sehen die Bewertungen aus — und wie unterscheiden sich 5-Sterne- von 1-Sterne-Reviews?
  • Gibt es eine Website, ein Impressum oder ein Datenschutzdokument (Privacy Policy)?
  • Oft verrät ein Blick in die Datenschutzerklärung (auch wenn sie lang ist) viel: Welche Daten werden erhoben, zu welchem Zweck und mit wem werden sie geteilt? Fehlt eine Datenschutzerklärung ganz — das ist ein Warnsignal.

    Quelle der App: Play Store, App Store oder APK?

    Ich kaufe oder lade Apps bevorzugt aus offiziellen Stores (Google Play, Apple App Store). Dort gibt es wenigstens Basisprüfungen und automatischen Schutz wie Google Play Protect oder Apples App-Review. Wenn ich eine App außerhalb der Stores (z. B. APK) installieren möchte, nutze ich das nur mit sehr guter Quelle und nach zusätzlicher Prüfung — und nur auf einem separaten Testgerät.

    Einrichtung eines sicheren Testumfelds

    Mein wichtigster Tipp: Niemals eine ungeprüfte App sofort auf dem Hauptgerät mit meinen Hauptkonten testen. Meine Optionen:

  • Ein altes Smartphone oder Tablet, auf dem ich ein frisches System-Image installiere.
  • Ein separates Testprofil auf Android (Work Profile oder ein zweites Benutzerkonto), sodass App-Daten vom persönlichen Profil getrennt sind.
  • Bei iPhone-Tests nutze ich ein Geräteprofil mit minimalen Konten oder ein Zweitgerät.
  • Virtuelle Maschinen oder Emulationen (z. B. Android Emulator) für Entwickler; das ist praktisch, aber nicht immer 1:1 zum realen Verhalten.
  • Minimale Identität: Fake-Daten sparsam verwenden

    Ich verwende beim Testen oft abgetrennte Konten:

  • Eine sekundäre E‑Mail-Adresse (z. B. Alias bei Gmail oder eine separate Adresse bei ProtonMail).
  • Eine zweite Telefonnummer: Temporäre Dienste können funktionieren, aber ich bevorzuge eine preiswerte Prepaid-SIM, wenn SMS-Verifikation nötig ist.
  • Kein Zugriff auf meine Hauptkontakte oder Fotos. Stattdessen lege ich gezielt Testdaten an.
  • Wichtig: Ich vermeide, sensible Informationen wie Personalausweisnummern oder Bankdaten anzugeben, wenn das nicht zwingend erforderlich ist.

    Permissions und Privacy Settings prüfen

    Direkt nach Installation prüfe ich alle Zugriffsrechte:

  • Benötigt die App wirklich Zugriff auf Standort, Kontakte, Kamera, Mikrofon? Beispielsweise braucht eine Taschenlampen-App keinen Standort.
  • Auf Android deaktiviere ich überflüssige Berechtigungen manuell; bei iOS prüfe ich in Einstellungen > Datenschutz individuell.
  • Wenn möglich schalte ich Berechtigungen nur bei Bedarf (Beim Verwenden der App) ein.
  • Ich achte auch auf Hintergrundaktivitäten: Lädt die App viel im Hintergrund? Nutzt sie Mobile Data ohne ersichtlichen Grund?

    Netzwerküberwachung: Was sendet die App?

    Das ist für mich eines der spannendsten Tests: Ich beobachte, welche Server kontaktiert werden.

  • Mit einem lokalen VPN oder Tools wie Wireshark, Packet Capture oder NetGuard kann ich Verbindungen sehen und einschränken.
  • Bei verschlüsseltem Verkehr (HTTPS) achte ich auf verdächtige Domains oder Drittanbieter-Tracker (z. B. Marketing-Netzwerke).
  • Ein weiteres nützliches Tool ist mitmproxy oder Burp Suite — aber das erfordert technisches Wissen und ein Testgerät.
  • Wenn eine App unerwartet viele Daten an Tracker oder unbekannte Domains sendet, ist das ein Grund, misstrauisch zu werden.

    Funktionen testen — fokussiert und dokumentiert

    Beim Ausprobieren notiere ich mir, welche Features ich teste und welche Daten dabei entstehen. Meine Vorgehensweise:

  • Grundfunktionen zuerst: Anmeldung, Einstellungen, Hauptfeatures.
  • Besonders datenintensive Funktionen separat testen (z. B. Synchronisierung, Cloud-Backup, Social-Sharing).
  • Auf Stabilität achten: Abstürze, ungewöhnlicher Batterie- oder Datenverbrauch sind Warnzeichen.
  • Ich mache Screenshots oder kurze Notizen – das hilft, später das Verhalten nachvollziehen zu können.

    In-App-Käufe, Werbung und Monetarisierung prüfen

    Wie verdient die App ihr Geld? Das beeinflusst die Datenstrategie:

  • Werbefinanzierte Apps integrieren oft zahlreiche Tracker; das ist nicht automatisch böse, aber sollte transparent sein.
  • Abonnements oder In-App-Käufe: Prüfe die Konditionen und ob unnötige Rechte verlangt werden, nur um das Angebot zu sehen.
  • Paywalled Features ohne klare Datenschutzregeln meide ich.
  • Deinstallation und gründliches Aufräumen

    Nach dem Test lösche ich die App nicht nur, sondern säubere auch Rückstände:

  • Cache und App-Daten löschen.
  • Konten entfernen, die ich innerhalb der App erstellt habe.
  • Wenn möglich, API-Schlüssel oder verbundene Drittkonten trennen (z. B. OAuth-Verbindungen bei Google oder Facebook).
  • Bei manchen Apps lohnt auch ein Blick in die Web-Oberfläche des genutzten Dienstes, um aktive Sessions zu beenden oder Zugriffsrechte zurückzuziehen.

    Tools und Services, die ich empfehle

    Für Netzwerk-ÜberwachungWireshark, mitmproxy, NetGuard, Blokada
    Für E‑Mail und PrivacyProtonMail, Thunderbird mit Alias, SimpleLogin
    Für App-AnalyseExodus Privacy (Tracker-Analyse), App Permissions Monitor
    Für sichere NetzwerkeNordVPN, Mullvad, WireGuard

    Meine persönliche Abschätzung: Wann behalte ich eine App?

    Ich behalte eine App nur, wenn sie einen klaren Nutzen bringt, meine Daten respektiert (oder transparente Monetarisierungsmodelle hat) und keine übermäßigen Rechte verlangt. Manchmal gefällt mir eine App zwar, aber ich verzichte auf sie, weil sie zu viele Tracker enthält oder permanent Daten synchronisiert.

    Beim Testen versuche ich immer, neugierig und kritisch zugleich zu bleiben. Es ist ok, Fehler zu machen — wichtig ist, dass man daraus lernt und seine digitale Umgebung bewusst gestaltet. Wenn du magst, teile ich in einem nächsten Beitrag konkrete Beispiele aus den letzten Tests (inkl. Apps, die mich positiv oder negativ überrascht haben).