Fotos, die wie aus einer Zeitschrift wirken, wirken oft unerreichbar – bis man merkt: Viele dieser Bilder folgen einfachen Prinzipien. Ich probiere seit Jahren mit dem Smartphone, teste Licht, Perspektiven und Apps und habe mir eine kleine Routine angeeignet, die meine Bilder ruhiger, klarer und stilvoller aussehen lässt. Hier teile ich meine persönlichen Tricks, damit auch du Bilder machen kannst, die sich wie ein Magazin-Spread anfühlen.

Das richtige Licht suchen

Licht ist für mich das A und O. Magazine-Fotos leben von weichem, gleichmäßigem Licht. Direktes Sonnenlicht erzeugt harte Schatten und kontrastreiche Haut, das wirkt selten elegant, außer man will einen sehr grafischen Look.

  • Ich fotografiere gern in den Stunden kurz nach Sonnenaufgang oder vor Sonnenuntergang (goldene Stunde).
  • An bewölkten Tagen ist das Licht diffus und ideal für Portraits und Stillleben.
  • Indoor nutze ich das Fensterlicht: das Motiv ein Stück seitlich zum Fenster stellen, damit eine sanfte Modulation von Licht und Schatten entsteht.
  • Komposition: weniger ist mehr

    Magazinbilder wirken oft minimalistisch. Ich entferne Unnötiges aus dem Bild und konzentriere mich auf Formen, Linien und Farben.

  • Raster/Gitter aktivieren in der Kamera-App (thirds rule). Ich platziere das Hauptmotiv auf einer der Schnittpunkte.
  • Negative Space nutzen: Freiraum kann ein Bild edler wirken lassen.
  • Führende Linien verwenden: Türen, Wege, Tischkanten lenken den Blick.
  • Perspektive und Abstand

    Mit dem Smartphone ist Veränderung der Perspektive ein einfacher Trick, der viel bewirkt. Ich probiere oft:

  • Leicht von oben (Flatlay) für Food-, Produkt- oder Stillleben-Aufnahmen.
  • Höhe auf Augenhöhe für natürliche Portraits.
  • Knie- oder Bodennähe für dramatischere Architektur- oder Straßenaufnahmen.
  • Ein paar Zentimeter vor- oder zurückgehen verändert die Szene drastisch. Zoom möglichst vermeiden – optischer Zoom ist okay, digitaler Zoom verschlechtert Qualität.

    Hintergrund und Farben

    Ich achte bewusst auf den Hintergrund: Ein zu unruhiger Hintergrund zerstört den Magazin-Look. Manchmal nehme ich ein Stück Stoff, ein Blatt Papier oder eine schlichte Wand als Background.

  • Farbpalette begrenzen: zwei bis drei Hauptfarben wirken harmonisch.
  • Farben bewusst kombinieren: warme Töne mit neutralem Hintergrund oder monochrome Sets.
  • Styling und Props

    Beim Stylen der Szene bin ich eher reduzierend. Kleine Requisiten – eine Tasse, ein Buch, eine Pflanze – schaffen Kontext, mehr aber lenkt ab. Wichtig: Texturen einbeziehen (Leinen, Keramik, Holz), das gibt Tiefe.

    Kamera-Einstellungen und Aufnahme-Modus

    Smartphones sind stark, wenn man ihre Funktionen nutzt:

  • RAW-Modus verwenden (falls vorhanden) – gibt mehr Spielraum beim Bearbeiten.
  • Manueller Fokus und Belichtungssperre (AE/AF lock) – besonders bei kontrastreichen Szenen hilfreich.
  • Porträtmodus für sanfte Hintergrundunschärfe; bei Smartphone-Linse auf Artefakte achten.
  • Belichtung lieber etwas unterbelichten statt über, Details können später in der Nachbearbeitung wieder hervorgeholt werden.
  • SituationEmpfohlene Einstellung
    Indoor FensterlichtISO 100–400, Belichtung leicht unter, RAW
    Golden Hour PortraitPorträtmodus/ƒ niedrig, Fokus auf Augen
    Flatlay/StilllebenTop-Down, Stativ oder Stütze, Blende klein (hohe Schärfentiefe)

    Nachbearbeitung: der Feinschliff

    Die Bearbeitung macht den größten Unterschied. Ich arbeite meist mit Lightroom Mobile, Snapseed und gelegentlich VSCO für Presets. Mein Workflow:

  • 1. Rohschnitt: gerade Ausrichtung, Zuschneiden nach Drittelregel oder für Magazinformat 4:5 (Instagram-optimiert).
  • 2. Weißabgleich anpassen: neutral oder leicht warm für angenehme Hauttöne.
  • 3. Belichtung, Kontrast, Lichter/Schatten feinjustieren. Ich hebe Schatten vorsichtig, um Textur zu erhalten.
  • 4. Klarheit und Struktur dezent einsetzen – zu viel macht das Bild hart.
  • 5. Farbkorrektur: einzelne Farbkanäle anpassen, Sättigung reduzieren, Vibrance erhöhen für subtile Intensivierung.
  • 6. Hautretusche nur minimal bei Portraits – kleine Flecken retuschieren, keine Glättung à la Plastik.
  • 7. Körnung hinzufügen: ein bisschen Filmkorn kann Bilder „magaziniger“ wirken lassen, besonders bei matten Looks.
  • Preset-Strategie

    Ich habe ein paar eigene Presets in Lightroom, die ich für konsistente Serien nutze. Wenn du Presets kaufst oder lädst, passe sie immer an dein eigenes Licht und deine Farben an – sonst wirken sie schnell künstlich.

    Details für professionelle Wirkung

    Kleine Dinge, die ich beachte, machen am Ende den Unterschied:

  • Saubere Linse: Fingerabdrücke verursachen weiche, unscharfe Stellen.
  • Stabilität: Ein kleines Stativ (z. B. Joby GorillaPod) verbessert Schärfe, besonders bei Low-Light.
  • Reflektor: Ein weißes Blatt Papier kann Schatten aufhellen—ein simpler, oft unterschätzter Trick.
  • Fokus auf Augen bei Portraits: Ich zoome vor dem Auslösen leicht rein, um sicherzustellen, dass die Augen scharf sind.
  • Inspiration und Übung

    Ich lasse mich von Magazinen wie Kinfolk, Monocle oder auch Instagram-Accounts inspirieren, achte aber darauf, nicht nur zu kopieren. Ich analysiere: Warum wirkt dieses Bild gut? Ist es die Farbharmonie, die Beleuchtung, die Komposition? Dann probiere ich ähnliche Szenen mit meinem Smartphone und passe an.

    Wichtig ist: Übung. Ich nehme jede Woche eine „Mini-Challenge“ an—ein Flatlay, ein Sonnenuntergang, ein Portrait—und vergleiche die Ergebnisse. So habe ich mit der Zeit ein Gefühl für gute Proportionen, Licht und Farben entwickelt.

    Wenn du magst, kannst du mir ein Foto schicken oder einen Versuch posten und ich gebe dir gern konkretes Feedback. Oft reicht ein kleiner Tipp – andere Perspektive, etwas weniger Kontrast oder ein anderer Beschnitt – und das Bild wirkt plötzlich wie aus einer Zeitschrift.